Bahnreisen

Ich bin noch nie mit der Bahn in den Urlaub gefahren. Kurze Ausflüge vielleicht, aber noch nie in den Urlaub. Früher bin ich täglich mit der Bahn zur Schule gefahren, aber Urlaub? Nein. Diesen Monat darf ich wieder mit der Bahn pendeln. Leider nicht in den Urlaub. Aber in den Urlaub würde ich auch nicht mit der Bahn fahren. Nie.

"Früher war alles besser." hört man die Leute - früher öfter als heute - sagen. Die Bahn behauptet auch gerne von sich, daß heute alles besser ist. Teilweise stimmt das auch, die Sitze zum Beispiel sind nicht mehr alle mit pflegeleichten, aber häßlichem, roten Plastik, sondern teilweise mit recht ansehnlichen bunten Stoffen überzogen. Findet man doch mal einen alten Wagen, dann kann man noch immer mit etwas Glück schlaue Schmierereien wie "Niggo war hir" (sic) begutachten. Egal ob neuer oder alter Sitz, die Beine schlafen der ergonomischen Sitzform zum Trotz noch immer ein.

Neu sind auch die Türen zwischen den Abteilen, die sich jetzt größtenteils automatisch schließen, so daß der meiste Lärm der Schiene auch dann draußen bleibt, wenn kein beherzter Stoß eines Fahrgastes die Tür schließt. Der guten alten Zeit wegen scheint die Automatik oft nicht stark genug ausgelegt zu sein, ein Spalt bleibt fast immer offen. Gegen laute Mitfahrer hilft die Automatik sowieso nicht.

Bei den Schaffnern, die jetzt Zugbegleiter heißen, hat sich mehr getan als man für möglich halten würde. Immer freundlich, immer hilfsbereit und nie unverschämt. Das alles an einem wackelnden, lärmenden Arbeitsplatz. Mir unverständlich, vielleicht sogar ein Wunder.

Beinahe alle Eisenbahnen der Welt haben den Ruf, mit vielen Verspätungen zu kämpfen. Vor einem so lauten Ruf kann sich auch die Deutsche Bahn nicht verschließen und kommt regelmäßig zu spät. In nichtmal drei Wochen durfte ich einige Spielarten der Verspätungen erleben: Kleinere Verspätungen bis 10 Minuten, größere Verspätungen um die 20 Minuten (incl. verpaßtem Anschlußzug, was zu weiteren Verzögerungen führt) und einen Totalausfall durch eine dahingeschiedene Lokomotive (und wieder Verzögerungen und total überfüllter Ausweichzug).

Etwas gutes hat die Zugfahrerei freilich: Würde ich nicht fahren, dann hätte ich weder Zeit noch Muse gehabt, diesen Text hier zu verfassen. "Wäre kein großer Verlust" denkt jetzt sicher der eine oder andere, aber gewarnt sei er jetzt, der eine - oder auch der andere.

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